Mann, 32 Jahre alt, Informatiker. „Ich sehe oftmals nicht gut.“

Seine Brillenstärke hat sich in den letzten 10 Jahren um 3 Dioptrin auf nun – 4.0 Dioptrin verschlechtert, er wird also immer kurzsichtiger.

Die Erst-Anamnese (mündliche Befragung) bei uns ergibt Folgendes:
Sein Bildschirm am Arbeitsplatz steht auf Augenhöhe, in etwa 40 cm Entfernung zu seinem Körper.
Das Büro ist nur mäßig ausgeleuchtet.
Es sind keine Fenster in unmittelbarer Blickrichtung.
Als Ausgleich zum Beruf liest Herr Witter viel und surft im Internet.
Er treibt keinen Sport und bewegt sich wenig im Freien.
Seit seinem 19. Lebensjahr trägt er eine Brille, quasi seit Berufsbeginn.


Eine mögliche Erklärung für die Beschwerden:

Er hat seinem visuellen System über Jahre hinweg (durch das Arbeiten am PC und sein Freizeitverhalten) angewöhnt, dass der Sehbereich bis ca. 80 cm ab dem Auge die ’normale Sehentfernung‘ ist. In diesem Bereich ist er ja über den Tag hinweg fast nur aktiv.
Sein visuelles System hat sich quasi auf diese Situation eingestellt, woraus sich natürlich ergibt, dass er in manchen Situationen das Gefühl hat, nicht richtig sehen zu können (wenn er z.B. in die Ferne sieht).
In der Sehanalyse zeigen alle Ergebnisse, dass die visuellen Funktionen sehr eingeschränkt sind, wie z.B. die Beweglichkeit der Augen, etc.
Aus dieser Situation heraus entwickelt das visuelle System dann globale Schwächen, die sich sogar körperlich auswirken können; nicht nur das Sehen muss davon betroffen sein.
Unabhängig davon fördern natürlich die Arbeitsplatzsituation und das private „Ausgleichsverhalten“ seine Beschwerden noch zusätzlich.
Es ist klar, dass der Beruf nicht aufgeben werden kann. Er kann aber seinen Arbeitsplatz ergonomisch und mit guten Lichtquellen so umgestalten, dass das visuelle System weniger belastet wird.
Sport / Bewegung an der frischen Luft könnte den Ausgleich des belasteten visuellen Systems unterstützen.


Mit entsprechendem Sehtraining lässt sich das visuelle System wieder zu seinem normalen Funktionsumfang zurück trainieren. Dadurch kann auch die immer höher werdende Kurzsichtigkeit gestoppt und sein Sehen an sich deutlich verbessert werden. Eventuell reduziert sich sogar sein Brillenwert.

Eine Mutter stellt Ihren Sohn, 8 Jahre, vor. Im Anfangsgespräch schildert sie seine Probleme:

Der Junge liest ungern und im Vergleich mit Gleichaltrigen ziemlich schlecht.
Beim Vorlesen verdreht er Buchstaben, ‚überliest‘ Endungen von Wörtern.
Er wird schnell unruhig und in der Schule fällt es ihm schwer, stillzusitzen.
Im Unterricht wirkt er unkonzentriert, oft redet er dazwischen.

Auf Anraten der Lehrer hat der Junge wegen seiner Wahrnehmungsauffälligkeiten bereits eine Ergo- und Logotherapie absolviert.

Bei einem Augenarzt wurden schon alle üblichen Tests durchgeführt. Diese ergaben, dass er gute Augen hat und keine Brille benötigt.


Die Augenfunktionsprüfungen ergeben: Auffälligkeiten beim beidäugigen Sehen. Die unkoordinierten Augenbewegungen führen dazu, dass der Junge seine Augen beim Lesen und Schreiben nicht auf die entsprechende Stelle fokussieren kann. Zudem können seine beiden Augen nicht gleichzeitig auf einen Punkt schauen, was das Konzentrationsvermögen und damit die Aufmerksamkeitsfähigkeit extrem belastet.

Der Junge ist ein typisches Beispiel für eine visuelle Wahrnehmungsstörung, die einen intelligenten und gesunden Jungen vor allem im Schulalltag beeinträchtigt. Mit einem gezielten optometrischem Visualtraining können die Defizite behoben oder zumindest positiv beeinflusst werden.